inside.out baut auf den Erfahrungen der Projekte Präfix R und Präfix R plus auf und nutzt das Wissen, das wir in der insgesamt fünfjährigen Modellprojektphase über die Wirkmechanismen der durchgeführten Elterncoachings erworben haben. Als Effekt hatten wir beobachtet, dass es in vielen Fällen gelang, gerade weil die Zielgruppe nicht zu eng gefasst und rechtsaffine Eltern nicht explizit adressiert wurden, die Reflexion an ideologischen Überzeugungen, an Werten und Haltungen als selbstverständlicher Bestandteil des Coachings zu etablieren und Eltern, die rechtsextrem, rechtspopulistische bzw. demokratiefeindliche Überzeugungen vertraten, Zweifel an ideologischen Überzeugungen zu initiieren bzw. auszubauen. Als großen Mehrwert kann die Einbeziehung der Angehörigen im 2019 abgeschlossenen Projekt Präfix R plus gewertet werden. Denn dies unterstützte und verstärkte den Prozess der teilnehmenden inhaftierten Väter und Mütter deutlich. Als Erfolg werten wir, dass es uns gelang, die Verstetigung der Präfix R-Coachings für Eltern in Haft in Berlin und Brandenburg durch die jeweiligen Landesministerien für Justiz abzusichern.
Das Projekt inside.out überträgt nun diesen Ansatz auf zwei weitere Zielgruppen:
Das Projekt inside.out ist darauf ausgerichtet, für Kinder und Jugendliche, die in einem radikalisierten Umfeld aufwachsen und sich möglicherweise bereits radikalisierten Gruppen zugewendet haben, wirksame Strategien zu entwickeln, die geeignet sind, eine Distanzierung zu initiieren. Dazu nutzen wir diejenigen, die neben der Peergroup eine Schlüsselrolle einnehmen können, nämlich ihre Eltern. Diese werden mit einem systemisch-lösungsorientierten und genderreflektierenden Ansatz dabei begleitet, Interventionen zu entwickeln, mit denen sie zu einem Deradikalisierungsprozess beitragen können. Im ersten Schritt kann es auch notwendig sein, mit den Eltern selbst ihre rechtspopulistischen, demokratiefeindlichen und autoritären Einstellungsmuster zu reflektieren. Eltern mit rechtsaffinen und autoritären Einstellungen sind in diesem Konzept – wie auch bereits in den Vorläuferprojekten, wenn auch nicht ausschließlich adressiert – explizit mitgedacht.
Angeboten wird ein Coaching, das – ausgerichtet auf den jeweiligen Bedarf – fünf bis 15 Sitzungen umfasst. Es wird vorwiegend im Einzelsetting unter Einbeziehung des Familiensystems bzw. bedeutsamer Bezugspersonen angeboten, ggf. wird das Einzelsetting mit Gruppensitzungen kombiniert.
Das Projekt wird durch eine formative Evaluation begleitet. Diese dient dazu, sowohl die Passgenauigkeit der entwickelten Maßnahmen zu bewerten als auch den Zielgruppenzugang zu überprüfen. Zumindest punktuell wirksame Elemente der inhaltlichen Ausrichtung der Coachingmaßnahmen sowie der Settings zu identifizieren, wäre wünschenswert. Die Evaluation wird von Modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung gGmbH, Berlin durchgeführt.
Um das Projekt zu verbreiten und auch in weiteren Bundesländern inside.out Coachings anzubieten, wird eine Qualifizierung für Pädagog_innen konzeptioniert und durchgeführt. Sie wird mit einer Praxisphase ausgestattet, sodass die Teilnehmenden bei der Umsetzung supervisorisch begleitet werden. Mit den Landesjustizministerien wie auch den jeweiligen (Landes)Jugendämtern wird erörtert, wie in den Ländern perspektivisch das Angebot, dass durch die qualifizierten Coaches umgesetzt werden soll, strukturell unterstützt und verankert werden kann.
inside.out wird als Modellprojekt gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des BMFSFJ.
Kofinanziert durch: